VersaCommerce
E-Commerce

Blogger Relations in der Praxis: Wie du andere Blogger dazu bringst, über dich zu berichten

Dass Linkbuilding nicht mehr so einfach und banal ist, wie es früher gesehen wurde, hatte ich bereits in meinem Beitrag zum Thema Gastbeiträge und richtigem Kommentieren geschrieben. Es geht nicht mehr um den puren Erhalt eines Do-Follow-Links, denn Google ist schlau geworden und erkennt stumpf gekaufte Links.

von ChristianHaefner

Was also tun? Irgendwie willst du deinen Blog oder dein Produkt ja trotzdem beliebt machen. Meiner Meinung nach gibt es da noch einen anderen Weg, der aber häufig vergessen wird: Blogger Relations.

Blogger – eine Spezies für sich

Blogger zu sein, ist „in“. Jedes Projekt hat einen Blog, zu jedem noch so spezifischen Thema gibt es einen Nischen-Blog und Corporate Blogging ist die neue Königsdisziplin des Content Marketings. Der Blog hat sich vom ursprünglichen online Tagebuch zur universellen Content-Schleuder entwickelt. Eine Masse an Bloggern, speziell aus dem Bereich Food und Fashion, macht sich im Internet breit und organisiert sich in entsprechenden Gruppen in den sozialen Netzwerken.

Blogger zu sein, heißt, sich kreativ zu engagieren. In Berlin wird man mittlerweile schief angeguckt, wenn man kein „Projekt“ mit entsprechendem Blog besitzt. Klar, dass Blogger demnach auch für ihr Werk geachtet und besonders angesprochen werden wollen.

Große Konzerne kaufen sich teilweise über spezialisierte Agenturen Blogger ein und publizieren redaktionellen Content. Dabei wird leider oft vergessen, welcher Mensch hinter einem Blog steht und was diesen antreibt, regelmäßig über ein bestimmtes Thema zu schreiben. Es bleibt bei einer stumpfen Geschäftsbeziehung.

Das finde ich nicht nur falsch, sondern auch unglaublich schade, denn wer etwas mehr Aufwand und Herzblut in die Blogger Relations steckt, kann sehr davon profitieren. Kommunikation auf Augenhöhe bewirkt wahre Wunder. Und wer sich beim Linkbuilding auf einzelne Links konzentriert und nicht den Gesamtzusammenhang sieht, wird auf Dauer nicht erfolgreich. Es geht darum, eine nachhaltige Beziehung zum Autor aufzubauen und sich so mit seinem Thema zu etablieren.

Denn jeder Autor hat ein großes Interesse daran, dass seine Botschaft ankommt und er seine Zielgruppe erreicht. Wenn du ihm dafür entsprechenden Content lieferst, wird er es dir danken und gerne wieder über dich berichten, ganz ungezwungen.

Wie du mit „Blogger Relations“ anfängst

Zunächst musst du wissen, mit wem du es zu tun hast. Du musst herausfinden was für ein Mensch hinter den Artikeln auf dem Blog steht, der dich interessiert. Das kannst du recherchieren, ich empfehle aber, ihn auf jeden Fall auch persönlich kennenzulernen. Sei es bei einem Bier oder auf einem Event. So schaffst du eine Grundbeziehung und der Zweit- und Drittkontakt fällt sofort leichter.

Dann folgt …

Schritt 1: Was kannst du anbieten?

Schnüre für den Blogger ein „Informationspaket“ zusammen, vergleichbar mit einem Pitch. Der Inhalt kann ganz verschiedener Natur sein: ein relevantes Funktions-Update, eine neu eingegangene Partnerschaft, eine Übernahme oder eine vom Produkt losgelöste Botschaft. Auch die Art, wie du deine Message verpackst, bleibt dir überlassen. Vielleicht eignet sich ein White Paper besser als ein Artikel? Oder vielleicht ein ganz anderes Format? Werde ruhig kreativ, denn je ausgefallener du es gestaltest, desto mehr Beachtung wird es bekommen.

Wichtig: Achte aber immer darauf, dass du etwas Neues verbreitest. Niemand mag alte Dinge lesen, geschweige denn, sie als Neuigkeit verbreiten.

Du musst etwas mitgeben können, was dein Gegenüber aufgreifen kann. Das muss nicht immer das Kernprodukt sein. Versuche, eine Geschichte zu erzählen. Mach dich selbst als „Mensch“ sichtbar und gib deiner Firma ein Gesicht. Verpacke diese Geschichte so einfach und nachvollziehbar, dass es beim Blogger leicht verständlich und einleuchtend ist. Nur, wenn deine Botschaft und die „News“ verstanden und als interessant eingestuft wird, hast du eine Chance auf eine Veröffentlichung.

Schritt 2: Wem willst du deine Botschaft schicken?

Den Ansatz „Qualität statt Quantität“ solltest du bei der Auswahl der Blogger unbedingt beachten. Denn Blogger Relations zu betreiben, heißt nicht, möglichst viele Blogger mit Nachrichten zu bombardieren, sondern eine Message gezielt an den richtigen Stellen zu platzieren.

Dazu ist zeitfressende Recherche nötig, die du aber auf gar keinen Fall vernachlässigen solltest. Es lohnt sich. Denn auch hinter coolen Beiträgen in großen Magazinen stecken nur Menschen wie du und ich. Oftmals sogar im selben Alter. Deshalb solltest du sie auch dem entsprechend ansprechen. Es sind keine Investoren, bei denen du pitchen und die Sterne vom Himmel versprechen musst, sondern lieber mit Authentizität punkten solltest.

Wenn du dann eine Auswahl von mindestens 5 bis 10 Bloggern gefunden hast, formuliere deine Botschaft in wenigen Sätzen und schreibe eine persönliche E-Mail an jeden von ihnen. Finger weg von E-Mail-Verteilern und Newsletter-Tools, damit verlierst du sofort. Wenn du später mit ihnen in Kontakt stehst, kannst du sie auch einfach mal per Facebook anschreiben oder anrufen. Damit fällst du auf und positionierst im persönlichen Umfeld des Bloggers.

Schritt 3: Die Botschaft ist verschickt – und nun?

Du hast deine Botschaft platziert und bist mit Bloggern eine Beziehung eingegangen. Super! Allerdings hören Blogger Relations an dieser Stelle noch nicht auf. Denn das Wort „Beziehung“ ist ein zentraler Überbegriff für diese Marketing Disziplin. Nochmal: das Zauberwort heißt Augenhöhe. Nachfassen ist angesagt.

Sind die Infos angekommen? Fehlt noch etwas? Kannst du in irgendeiner Weise helfen? Unterstütze den Entstehungsprozess und bringe dich ein. So zeigst du, dass dir etwas an dem Blogger und dem aus der Beziehung entstehenden Werk liegt. Ist der Content schon online? Dann bedanke dich! Das zeugt von Höflichkeit und Respekt. Solltest du eine Absage erhalten haben – auch nicht schlimm. Das gehört dazu. Manchmal passt es nicht. Wie in der Liebe. Das frustriert und niemand findet es toll, aber vermeiden lässt es sich auch nicht. Die Chemie muss nun mal stimmen.

Zum Nachhaken eignen sich die sozialen Kanäle hervorragend. Vielleicht kannst du den Blogger zum Dank auch mal auf einen Kaffee einladen?

Schritt 4: Die Veröffentlichung promoten

Sobald es eine Veröffentlichung gab, solltest du dich dafür einsetzen, dass diese auch wahrgenommen wird. Teile sie über deine sozialen Netzwerke und packe sie in deinen Newsletter mit rein. Bedanke dich öffentlich und bedenke dabei immer:

Beziehungen leben von gegenseitiger Wertschätzung. Das solltest du auch bei Blogger Relations beherzigen.

Die Praxis – Ein Beispiel aus eigener Erfahrung

FastBill wurde mit dem Internet Startup Award 2014 ausgezeichnet. Die Botschaft, die wir daraus geschnürt haben und die auch Teil der Jurybegründung war:

Es geht auch ohne Venture Capital!

Ich habe mir also die 15 Blogger und Journalisten aus der Gründerpresse und meinem Umfeld herausgepickt, von denen ich glaubte, dass sie Bootstrapping als Thema interessant finden und an unserem Beispiel zeigen können, dass es funktionieren kann. Dann habe ich die Botschaft in einer kurzen persönlichen Mail samt Blog-Link verpackt und abgesendet:

Lieber XY,

viel zu oft geht es bei Startups um Geld, noch mehr Geld und Exits. Doch wir, die Gründer von FastBill, glauben, dass schnelles Wachstum durch VC-Gelder nicht zwingend zum Erfolg führt. Meist ist die allgemeine Auffassung von Startups, dass eine externe Finanzierung Bedingung für Erfolg ist. Dass es auch ohne geht, das haben wir in den letzten Monaten und Jahren bewiesen.

Um so schöner ist es, dass wir jetzt dafür vom Bundesverband Deutsche Startups mit dem eco Internet Startup Award 2014 ausgezeichnet wurden. Hier findest du alle Infos dazu bei uns im Blog.

Uns liegt das Thema Bootstrapping sehr am Herzen. Wenn ihr die allgemeine Auffassung über VC und Bootstrapping mitgestalten möchtet, dann wäre das vielleicht ein guter Anlass.

 Vielen Dank für deinen Support und beste Grüße

Christian von FastBill

Aus diesem Vorgehen resultierten mindestens fünf zeitnahe Veröffentlichungen. Über andere Kanäle kamen noch einige etwas verzögert hinzu. Das entspricht einer Quote von ca. 30% und kann sich meiner Meinung nach wirklich sehen lassen.

Hier ein paar Veröffentlichungen:

Fazit

Bei den Blogger Relations ist es richtig und wichtig, nicht auf Masse, sondern auf Qualität zu setzen. Du solltest nicht mit der Erwartung an die Sache rangehen, dass aus jeder Mail eine Veröffentlichung entsteht. So funktioniert es nicht. Dosiere deine Themen, forme sie gut und platziere sie an den richtigen Stellen. Wenn du das möglichst kontinuierlich betreibst, kannst du gezielt regelmäßige Veröffentlichungen und Erwähnungen bekommen.

Hast du selbst vielleicht schon gute Erfahrungen gemacht oder Tipps, wie es noch effektiver geht?

Weiterlesen