Die Grenzen zwischen On- und Offline-Commerce sollten ganz verschwinden, denn der Kunde kennt diese Grenzen auch nicht.Seitenbetreiber, Berater und Umsetzungsanbieter bauen derweil munter an Online-Shops im klassischen Stil weiter (ja natürlich, auch ich), setzen die gerade aktuellen Konzepte um und optimieren und verbessern was das Zeug hält. Trotzdem können die Wachstumsraten nicht mit der Digitalisierung der Gesellschaft mithalten. Ich behaupte, das hat zwei Ursachen: Aktuelle E-Commerce Konzepte decken nur eine Minderheit der Bedürfnisse der Kunden ab Der klassische Online-Shop ist ganz hilfreich und ich kaufe fast nur noch so ein. Ich komme gut damit zurecht. Für einen Großteil der Bevölkerung ist das jedoch zu kompliziert. Auch Mobile-Shopping wird, gemessen an der Zahl derer die ein Smartphone besitzen, viel zu wenig genutzt. Ich behaupte, das ist so, weil es einfach noch immer viel zu kompliziert und umständlich ist. Ein Einkauf muss einfach sein und Spass machen. Sei das jetzt On- oder Offline. Viele Online-Angebote sind vielleicht einfacher geworden, nur ganz wenige machen jedoch wirklich Spass. Die aktuellen E-Commerce Konzepte berücksichtigen das zu wenig. Das Spartendenken verhindert Lösungen die im Sinne des Kunden Digitale- mit Offline-Komponenten verbindet Solange in Unternehmen noch separate Teams für Online-Marketing und konventionelles Marketing, für Marketing und Verkauf, für Offline-Stores und Online-Stores bestehen und solange vorallem das Reporting noch gesonderte Bereiche für Online und Offline ausweist, ist es schwer übergreifende Lösungen zu etablieren. Zu stark ist das so ganz natürlich geförderte Konkurrenzdenken im Betrieb. Das ist falsch und für die Unternehmen schädlich. Jedem Unternehmer sollte es erstmal egal sein ob der Gewinn off- oder online erwirtschaftet wurde: Seine Mitarbeiter sollen einfach aus den vorhandenen Ressourcen in der aktuellen Marktlage das bestmöglichste und wirtschaftlichste Angebot für die Kunden erbringen. Ob die Mittel nun On- oder Offline definiert sind, ist dabei irrelevant. Eigentlich ist es ganz einfach.
Was bräuchten wir wirklich im E-Commerce?
Als ersten Schritt brauchen wir die mentale Abschaffung des E-Commerce, also genau dieses Spartendenken wie oben beschrieben. Ich weiss, das ist ein wenig aus der Abteilung “Wünsche ans Universum” und wird so wahrscheinlich nicht so schnell geschehen. Als zweiten Schritt benötigen wir ein entsprechendes Handeln der Anbieter als gäbe es keine Online-Shops. Stattdessen sollten sie sich fragen, wie können wir das Einkaufserlebnis für unsere Kunden so gestalten, dass es möglichst einfach ist und Spass macht. Dies unter der Prämisse, dass mehr als 80% das Internet mehrmals pro Woche nutzt und davon fast 40% mobil.Was wir brauchen ist eine Retail-Revolution wie damals DuttweilerGottlieb Duttweiler (für unsere deutschen Leser: der Gründer der Migros und der Mann der das moderne Supermarktkonzept in die Schweiz brachte) hatte damals auch die neuen technischen und gesellschaftlichen Möglichkeiten genutzt um den Markt zu revolutionieren. Was wir brauchen ist meiner Meinung nach ein grundlegend neues Retail-Konzept, das dem Zeitgeist, den technologischen und gesellschaftlichen Möglichkeiten entspricht. Es wird ähnlich wie die Migros damals, den Markt komplett umwälzen, die Kosten senken und den Kunden ein viel einfacheres und freundlicheres Einkaufserlebnis garantieren. Ich frage mich dabei, ob dieses neue Retailkonzept auch wieder aus den US kopiert werden muss oder ob der europäische Kontinent den Mut aufbringt Pionierleistung zu erbringen. Mit Blick auf die hiesige Venture Szene habe ich allerdings nicht so große Hoffnung. Wie könnte so ein komplett neues Retailkonzept aussehen? Ich habe gewisse Ideen und werde in einem separaten Post darauf eingehen. Wenn ihr auch Ideen habt, einfach her damit, gerne lasse ich diese einfliessen. Ursprünglich publiziert auf www.alainveuve.com